O-Woche | Statement des AStA der Uni Bielefeld

Statement zu den sexistischen Aufgaben beim Pub Crawl im Rahmen der Orientierungswoche 2022 der Fachschaft für Wirtschaftswissenschaften


Die Orientierungswochen an den Fakultäten werden seit vielen Jahren von den Fachschaften organisiert. Während dieses wichtige ehrenamtliche Engagement Erstsemester*innen eigentlich ihren Start ins Studium erleichtern soll, fallen die Veranstaltungen leider immer wieder durch übergriffiges Verhalten und sexistische Strukturen auf. Einen aktuellen Höhepunkt stellen die Aufgaben eines sogenannten Pub Crawls der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften dar. Dabei wurden die Erstis unter anderem dazu aufgefordert, folgende Aufgaben zu erfüllen:

● Kneife 5 Männern in den Arsch (Frauen), Gebe 5 Frauen einen Klaps auf den Hinter (Männer)
● Flirte in einer Kneipe mit dem Barkeeper/Service (Die Handynummer gibt 2 Extrapunkte)
● Macht ein Kusskreis (mind 3 Personen)
● Tragt alle Mädels 100 Meter (egal wie!)
● “Sei ein Flitzer!”
● Trinkt einen Bodyshot! (Video als Beweis)
● Sammel in einer Kneipe 5 Küsse auf die Wange von 5 verschiedenen Personen (wenn Mund 5 Punkte)
● Postet in eure Instagram-Story ein Video wie ihr “Layla” von Dj Robin & Schürze singt

Diese Aufforderungen an die betreuten Erstsemester*innen sind ein Aufruf zu sexuellen Übergriffen. Wir fordern eine konsequente und transparente Aufarbeitung der Geschehnisse und nachhaltige Konsequenzen für die Verantwortlichen.

Da die WiWi-Fachschaft dies bereits in ihrem Statement verspricht, sind wir gespannt, welche konkreten Maßnahmen nun beraten werden, um solche Situationen zukünftig zu verhindern. Was in dem Statement der Fachschaft nicht thematisiert wird, ist die Tatsache, dass diese Aufgaben für das Pub Crawl seit mindestens zwei Jahren verwendet wurden. Es kann nicht sein, dass die WiWi Fachschaft aus dem letzten Jahr keine Konsequenzen zog und öffentlicher Druck nötig sein musste, damit der Aufruf zu sexuellen Übergriffen ernst genommen wird. Mit dem Wissen der Tatenlosigkeit können wir das Statement der Fachschaft nicht ernst nehmen.

Das Ereignis reiht sich in Erfahrungen ein, die Erstis seit langem machen. Es kommt immer wieder zu Grenzüberschreitungen gegenüber den jungen Student*innen, von Wetten über sexuelle Handlungen mit Erstsemester*innen, über sexistische und sexualisierende Aufgaben bei Ersti-Veranstaltungen, bis hin zu übergriffigem Verhalten. Insbesondere in der Fachschaftsarbeit liegt hierbei nicht nur auf Grund von Alter und Geschlecht, sondern auch durch die Asymmetrie der unterschiedlichen Funktionen ein Machtgefälle vor. Die erfahrenen Fachschaftsmitglieder haben eine besondere Stellung gegenüber den Erstsemester*innen, die zu oft ausgenutzt wird.

Konsequenzen können und müssen daher nicht allein in der Fachschaft für Wirtschafts-wissenschaften folgen. Die Vorkommnisse in der WiWi-Fachschaft machen eine strukturelle Problematik sichtbar, der dringend begegnet werden muss. In einem ersten Schritt werden wir uns als AStA für verpflichtende und umfassende Awareness-Konzepte auf allen Ersti-Veranstaltungen einsetzen. Dadurch erhoffen wir uns nicht nur einen besseren Schutz für Erstsemester*innen, sondern auch eine Sensibilisierung innerhalb der Fachschaften für die Thematik.

Wir kämpfen dafür, dass an der Universität ein Klima herrscht, in dem sich alle Studierenden sicher fühlen und stehen solidarisch an der Seite aller Betroffenen.
Sexuelle Belästigung ist eine Straftat. Wenn ihr euch dagegen juristisch wehren wollt, steht unsere Rechtsberatung jederzeit an eurer Seite. Auch das Gleichstellungsreferat des AStA ist für euch jederzeit, auch anonym, ansprechbar.

Für FLINTA* Personen bieten das Feministische Referat und das Café Anaconda geschützte Räume, in denen sich über die Vorfälle ausgetauscht, Unterstützung gefunden und Zeit ohne cis Männer verbracht werden kann.

Unsere Forderungen sind:

● verpflichtende und ausgearbeitete Awareness-Konzepte auf Ersti-Veranstaltungen aller Fachschaften, die offengelegt werden
● sofortiger Ausschluss von Fachschaftsmitgliedern, welche verantwortlich für den Aufruf der sexuellen Übergriffe sind – in diesen und vorherigen Fällen!
● eine detaillierte und transparente Aufarbeitung der Geschehnisse durch die Fachschaft
● ein anonymes Erfassungssystem inklusive Auswertung von sexualisierter Diskriminierung und Gewalt seitens der Universität
● regelmäßige und verpflichtende Sensibilisierungsworkshops für Fachschaftsmitglieder

AStA der Universität Bielefeld