Am Mittwoch (30.9.2020) sendete das Rektorat (mit dem AStA als Mitunterzeichner*in) eine Mail an alle Mitglieder der Hochschule. Inhalt dieser Mail war das Thema der versteckten Kameras bzw. dem Entdecken von Türspionen auf Toiletten innerhalb der Universität Bielefeld im Jahr 2018 und 2019. In dieser Mail wird sowohl auf die Vorfälle und den dahinter steckenden Akt der sexualisierten Gewalt in einer patriarchal strukturierten Gesellschaft, als auch auf den fehlerhaften Umgang der Hochschulleitung eingegangen. Zu kritisieren ist vor allem, dass die Mitglieder der Hochschule (auch wir als Studierendenvertretung) bei Aufkommen der Fälle nicht darüber informiert wurden.
Anliegen des AStA sind eine Aufarbeitung der Fälle, Angebote für Betroffene, sowie eine klare Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt in Hochschulstrukturen. Dafür braucht es allerdings eine deutliche Positionierung der Hochschulleitung, sowie konkrete Maßnahmen.
Verharmlosung von sexualisierter Gewalt:
Nach Veröffentlichung der Mail wurde dazu ein Artikel in der NW veröffentlicht, innerhalb dessen der Uni Pressesprecher Ingo Lohuis zitiert wird. Unter anderem geht dieser auf die Mail aus dem März ein. Darin hatte der Rektor zugesichert, dass an der Uni Bielefeld keine Fälle von Vorrichtungen auf Toiletten der Uni bekannt wären. Wie sich im Nachhinein herausstellte, waren zwei Vorfälle bekannt, über die der Rektor nach eigener Aussage zu der Zeit (zwei Jahre nach dem ersten Vorfall) noch nicht informiert worden sei.
In der NW wird Lohuis wie folgt zitiert:“ ‚Nicht an jedem Prozess ist das Rektorat beteiligt‘, sagt Lohuis. ‚Wenn zum Beispiel ein paar zerstörte Stühle zur Anzeige gebracht werden, erhält das Rektorat davon auch nicht jedes Mal Kenntnis.‘“¹
Ein solcher Vergleich ist weder tragbar noch zu akzeptieren!
Herr Lohuis, sowie die restliche Uni Leitung muss sich bewusst sein, dass diese Vorfälle nicht der reinen „Sachbeschädigung“ zuzuordnen sind, sondern es sich hierbei um klare Fälle sexualisierter Gewalt handelt! Nachdem wir in den vergangenen Monaten sehr eng mit Teilen der Hochschulleitung zusammen gearbeitet haben und es uns gelungen ist, eine Therapeutin einzustellen, die potentiell Betroffene berät, verharmlost diese Aussage Vorfälle sexualisierter Gewalt und widerspricht dem in der Mail angekündigten Anspruch von Seiten der Universität, die angibt sexualisierte Gewalt ernst zu nehmen.
Auch an dieser Stelle möchten wir nochmal auf die dafür eingerichtete Beratung verweisen:
An alle Betroffenen:
Falls ihr mit einer Person über die Situation und die Vorfälle sprechen möchtet, haben wir ab jetzt eine spezielle Anlaufstelle eingerichtet, die konkret dafür ansprechbar ist. Eine Kontaktaufnahme ist telefonisch oder per Mail möglich. Beratungsgespräche können persönlich, telefonisch oder per Video stattfinden. Alle Gespräche unterliegen der Schweigepflicht.
Das Angebot zur Beratung wurde mittlerweile eingestellt.
¹ Lieselotte Hasselhoff (2020). Eklige Spanner: Bielefelder Studentinnen melden Spione auf der Uni-Toilette. Zugriff unter https://www.nw.de/lokal/bielefeld/mitte/22871345_Fiese-Spanner-auf-den-Uni-Toiletten.html (Paywall)